DER URSPRUNG DER BASLER FASNACHT

Die Basler Fasnacht ist heute ein Teil der kulturellen Identität der Region Basel und wird gerne als uralte Tradition dargestellt. Tatsächlich lassen sich die Fasnachtsbräuche über eine lange Zeit zurückverfolgen, doch in ihrer heutigen Form besteht die Fasnacht erst seit etwa 1920.

Aber gehen wir noch einen Schritt weiter zurück. Zwischen dem 18. und 19. Jahrhundert veränderten sich die Basler Fasnachtsbräuche beinahe vollständig. Ende des 18. Jahrhunderts wurde die Fasnacht in einer geschlossenen Gesellschaft gefeiert. Mitte des 19. Jahrhunderts hingegen war die Fasnacht eine Volksveranstaltung. Hier tauchten auch erstmals an der Basler Fasnacht grosse Laternen auf.

(Bild vom Morgenstreich 1866 auf der Mittleren Brücke)

Die Laterne wirkt wie ein magisches Gebilde, sie ist die Seele des Morgenstreichs und das Prunkstück des Nachmittagsumzuges. Sie zeigt das Sujet, das ausgespielt wird. Die Stecken- und Kopflaternen gab es allerdings schon früher. Bereits vor 1860. Seit wann weiss man nicht genau. Aber man weiss, dass diese Kleinlaternen ursprünglich einfach mit rotem, blauem oder gelben Stoff bespannt und mit einer Kerze versehen waren. Später kam man auf die Idee, eine Laterne mit lustigen, farbigen Bildern zu bemalen. Da früher die Laternen mit Kerzen beleuchtet wurden, fing manchmal eine Laterne Feuer und brannte ab. Oder der Wind blies zu stark und die Kerzen erloschen wieder. Darum werden die Laternen heutzutage elektrisch oder mit Gas beleuchtet, was die Laternen schwerer macht. Früher wurde eine Laterne von vier Laternenträgern getragen. Der ungleichmässige Schritt der Laternenträger verursachte, dass die Laterne schwankte. Heute werden die meisten Laternen auf Wagen gezogen und verlieren dadurch die typische Wellenbewegung.

Doch gehen wir noch nochmals ins 18. Jahrhundert zurück. Die Stadt Basel war Ende des 18. Jahrhunderts für unsere Vorstellungen eine sehr enge Gemeinschaft. Sie bestand aus etwa 15 000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Davon waren etwa 250 Männer Mitglieder der Basler Räte. Fast alle Mitglieder waren miteinander verwandt und bildeten mit ihren Familien die Oberschicht. Die Basler Fasnacht des 18. Jahrhunderts ist daher auch ein Beispiel für die engen sozialen Bindungen, die das damalige Leben prägten. Die Art und Weise, wie die Gesellschaften und Zünfte Fasnacht feierten, macht deutlich, dass Veranstaltungen bestimmte gesellschaftliche Funktionen erfüllten. Es waren die Politiker, die die Fasnacht organisierten.

Die Fasnacht hatte einen militärischen Charakter. Angeführt wurden diese Fasnachtsmärsche von Oberschichtssöhnen. Der Nachwuchs "normaler" Stadtbürger  gliederte sich an tieferer Stelle im Umzug ein. "Hintersassenburschen", das heisst Söhne von Nichtbürgern, waren nur als Soldaten dabei. Die Gliederung des Zuges stellte also mit anderen Worten nur die Rangordnung der Eltern und die herrschenden Machtverhältnisse dar. Wer in der Stadt regierte, führte auch den Fasnachtsumzug an. Doch auch hier spielte das Geld wieder eine grosse Rolle. Man konnte seinen Platz in dem Umzug erkaufen. Der Platz eines Offiziers und eines Fahnenschwingers waren am teuersten. Am wenigsten  kostete der Platz eines Grenadiers. Dies war der normale Soldat. Die Kinder am Schluss des Marsches mussten ebenfalls einen Beitrag bezahlen, was den ärmsten Teil der Stadtbevölkerung, meist Hintersassen, von der Teilnahme weitgehend ausschloss. Bei der Kantonstrennung 1833 endeten diese Bräuche. Seit diesem Ereignis verkleinerte sich die Macht der Basler Räte und der Basler Oberschicht in der Öffentlichkeit. Sie begannen sich auf die erwähnten geschlossenen Gesellschaften zu beschränken.

(Bild mit jungen Männern aus der Oberschicht, die an der Fasnacht 1834 einen Jahrmarkt inszenieren.)

Hingegen begannen seit ungefähr 1834 Mitglieder der Ehrengesellschaften zusammen mit Männern aus dem Bürgerturnverein an der Fasnacht wieder Umzüge zu veranstalten. Sie waren bunt zusammengewürfelt und glichen Karnevalsumzügen. Alles was irgendwie hinein zu passen schien, wurde integriert. Ein "Prinz Carneval" zu Pferd führte den Zug an, dann folgten Wagen und Gruppen, die alles mögliche darstellten: Araber, Berner, Zigeuner, Schweizer mit Trachten, usw.. Dazu wurden Zettel mit gereimten Texten verteilt. Die Kleinbasler Ehrengesellschaften stellten ihre 3 Kennzeichen Vogel Gryff, Leu und Wild Maa zur Verfügung

(Bild der drei Ehrenzeichen)

Neben diesen Umzügen bestand weiterhin der Brauch der militärischen Fasnachtsaufmärsche, ähnlichen jenen, die früher die Oberschicht organisiert hatten. Burschen zogen am Fasnachtsmontag und -mittwoch in Uniformen und bewaffnet durch die Stadt, begleitet von Trommeln (Piccolos gab es damals noch nicht) und gefolgt von kleinen Kindern. So hatten viele Morgenstreichs-Umzüge bis ende des 19. Jahrhunderts einen militärischen Charakter.

(Bild vom Morgenstreich 1871)

1903 gab die Regierung dem Verein "Quodlibet" und dem Verein "Wurzegrabe-Kämmerli", den Auftrag, für die Umzüge an der Basler Fasnacht Geld zu sammeln. Die beiden Vereine gründeten zusammen ein gemeinsames "Fasnachts-Kommitte". In der Folge gelang es diesem dank seiner finanziellen Kraft, die Basler Fasnacht zu einer Volksveranstaltung umzuformen. Das "Kommitte" legte die Umzugsrouten fest. Aus den bunten Abenden wurden Vorfasnachtsveranstaltungen und es wurden Trommelwettbewerbe durchgeführt. In dieser Zeit wurden viele "Cliquen" gegründet. Von 1903 bis in die 1920er Jahre entstanden die heutigen Formen der Basler Fasnacht, die seither praktisch unverändert geblieben sind. Vom Jahre 1911 an konnte man die auch heute noch bestehenden Fasnachtsplaquetten kaufen.

 

(Bild: Fasnachtsplaquetten vom Jahre 1911 an, aufwärts.)

Das einzige, das von dem ersten Fasnachtsumzug an, bis heute gleich blieb, sind die Namen der Märsche.

Schulaufsatz über die Basler Fasnacht von Raphael Meyer Orientierungsschule März 2001

 

.